Freitag, 30. Juli 2010

Beat The Reaper

Sowas brutales wie Sopranos in Buchform gibt es nicht. Die meisten Mafiabücher sind fad und kommen nie an das Vergnügen der Pate Saga heran. Keiner mordet schöner als Anthony Soprano. Ja, dass habe ich bisher auch gedacht. Aber glücklicherweise wurde ich eines besseren belehrt. Der amerikanische Autor Josh Bazell hat mit seinem Buch Schneller als der Tod (im Original Beat The Reaper) diese festgefahrene Meinung zerstört, indem er einen mehr als nur spannenden Roman verfaßte. Was macht ein New Yorker Arzt, der als ehemaliger Mafiakiller, im Zeugenschutzprogramms des FBI ist: Richtig er operiert, behandelt Patienten und genießt mehr oder weniger seinen Berufsalltag. Aber nur solange bis ihn sein altes Leben einholt und er einen Mafiosi vor sich auf dem OP-Tisch liegen hat. Dann beginnt für den Assistenzarzt Dr. Peter Brown ein Wettlauf mit der Zeit und um sein Leben. Und allmählich wird aus dem Mediziner wieder Pietro die Bärentatze.

Josh Bazell hat selbst Medizin studiert: Die Idee zu "Schneller als der Tod" entstand während seiner Arbeit in einem Krankenhaus. In einem Interview mit dem Focus verrät er genau, wie es dazu kam.

Ein kurzes Zitat aus dem Buch:
"In Filmen benutzen Killer immer eine .22er mit Schalldämpfer, die sie am Tatort zurücklassen. Dass man die Waffe am Tatort zurückließ, konnte ich nicht verstehen, weil Michael das in Der Pate macht, einem Film aus den 70er Jahren über die 50er Jahre, nach dem Mobster bis heute ihr Leben gestalten. Aber eine .22er zu benutzen, fand ich erstmal idiotisch, als ich darüber nachdachte."

"Wenn Nietsche damit Recht hat, dass Beschämung tötet, dann ist jeder ehrliche Versuch, das eigene Leben zu beschreiben, ein Akt der Selbstzerstörung." - Camus

Die Filmrechte hat sich bereits Leonardo Di Caprio gesichert, ob das ein gutes Zeichen ist, wird sich in absehbarer Zeit herausstellen.

Hörbuch in Deutsch: Gar nicht mal schlecht gelesen vom Stromberg Darsteller Chritoph Maria Herbst:

Und hier der Promotrailer zum Buch in der amerikanischen Orginalfassung von 2009:

copyright Cover Fischerverlag!

Mittwoch, 28. Juli 2010

Der Betze brennt

Die Walter Elf ist eine deutsche Punkband, die seit 1983 mehr oder weniger regelmäßig ihr musikalisches Unwesen treibt. Nach 19 Jahren Pause geben sie nach vereinzelten Comebackkonzerten mit der EP Männer in Rot nun endlich wieder ein Lebenszeichen von sich. Die Lauterer, die es lustig fanden sich nach ihrem Idol Fritz Walter Die Walter Elf zu benennen, obwohl sie eigentlich nur zu sechst waren, besingen die besseren Tage des 1. FC Kaiserslautern:
Schon am Cover thronen in bester Panini Manier die Legenden: Ronnie Hellström im Tor, Hans Pieter Briegel, Miroslav Kadlec und Weltmeister Andi Brehme als legendäre Abwehrrecken. Axel Roos im Mittelfeld und natürlich Fritz Walter als Spitze. Im Booklet findet man dann weiterer Vereinslegenden wie den Ex-Admiraner Olaf Marschall oder den Ex-Internationalen Stefan Kuntz.
Als musikalische Einflüsse gelten für die Walter Elf angelsächsicher Punkrock ala Stiff Little Fingers oder The Undertones.
"73 als kleiner Junge hoch mit meinem Vater auf dem Betzenberg. - 30.000 in einem Boot, ich und die Männer, die Männer in Rot!" - heißt es im Titelsong Männer in Rot. Die Musik hat nach Angaben der Band schon immer eine entscheidende Rolle auf dem Betzenberg gespielt: Das kollektive Mitsingen des Songs "Olé, olé" (das Betzelied) war fester Bestandteil der Fanrituale vor dem Spiel.
So war der letzte Wunsch der Band, was auch wohl der Grund für die plötzliche Reunion war, endlich ein paar Songs zu produzieren die auch einmal im eigenen Stadio gespielt werden. - Laut Der Walter Elf am Besten jedes mal - Und sollten die Fans dann sogar jedesmal mitsingen, dann würde sich die Band zufrieden in einem Altersheim irgendwo in den Pfälzer´Wald zurückziehen und hätte dann wohl alles erreicht!

Noch ein wichtiges Detail am Rande: 50 % des Reinerlöses aus dem CD und Vinylverkauf gehen an den Förderverein "Mama/Papa hat Krebs" in Kaiserslautern, dessen 2. Vorsitzender der aktuelle FCK Kapitän Martin Amedick ist.
copyright Fotos Rookie Records!

Montag, 5. Juli 2010

Bourgeois with Guitar

Einer der Urväter der Hamburger Schule, nämlich Kristof Schreuf der Sänger von Kolossale Jungend, hat mit seinem neuen Album Bourgeois with Guitar ein sensationelles (um nicht zu schreiben kolossales) Soloalbum abgeliefert. Hier werden die Lieblingsnummern von Schreuf durch seinen akkustischen Gitarren-Indie-Hamburger-Schule Fleischwolf gedreht und das Ergebnis ist phänomenal:Wo kann man AC/DC Nummern wie Highway to Hell oder You shook me all night long völlig neu interpretiert hören. Die Tracks denen Schreuf seinen persönlichen Stempel aufdrückt würde man unrecht tun, sie lediglich als Coverversionen zu titulieren, denn My Generation von The Who oder Neil Youngs Keep on Rockin in a Free World bleiben lediglich in ihrer textlichen Gesamtheit bestehen. Der Hamburger erfindet sich und die jedermann bekannten Welthits neu: Die musikalische Reduktion von Rocknummern, die in der Regel von vier oder noch mehr Musikern gespielt werden, findet hier in dem alten Fuchs Schreuf ihren Meister. Selbst Nummern wie A Walk in the Park von der Nick Strker Band oder der R&B New Wave Klassiker Last Night A DJ Saved my Life von Indeed funktionieren und sind um Längen besser als das Original.Scheuf wagt sich auch an die Beatles Nummer The End heran, bei dem er auch ohne das aufwendige musikalische Arrangement der Fab Four auskommt.
Produziert wurde die Platte übrigens von Tobias Levin, dessen Name sowieso fast immer für Qualität steht: Man erinnere sich nur an das neue Gisbert zu Knyphausen Album "Hurra, Hurra, So nicht!" oder an ein paar Tocotronic Alben.
Kristof Schreuf zählt für mich zu den größten deutschsprachigen Musikern und ist mit einem Atemzug mit Schorsch Kamerun (Goldenen Zitronen) oder Peter Hein (Fehlfarben) zu nennen, und Bourgeois with Guitar ist eines der Alben des Jahres 2010.

copyright Fotos.) Kristof Scheuf bzw. Bubak


Und hier das einzige Video von Kolossale Jugend Wohnung

Donnerstag, 1. Juli 2010

Richtige Rabauken...

...und keine falschen Helden sind Alf Peherstorfer und Bernhard Luis Pasching alias Kommando Elefant. Ihr zweites Album "Komm wir hauen Granaten rein! Das kleine bisschen Leben" ist vor geraumer Zeit bei ihrem hauseingen Label "Las Vegas Records" erschienen. Grund genug für Mäx Egger, die zwei Elefanten bereits zum zweiten Mal zu einer Gezeichnet fürs Leben Live-Session zu bitten. In der GFL-Show vom 2. Juli wird in einem gepflegten Ambiente geplaudert und musiziert werden. Für alle Freunde des deutschsprachigen Schlager-Punk mit anspruchvollen Texten ein Pflichttermin. Wer wissen will, wie Mäx Egger, dass neue Album der Jungs denn so gefällt, dem sei dieser Link zu Mica empfohlen. Wie ich soeben gerade erfahren habe, sind die zwei Elefanten als eine von 35 Bands für den FM4-Amadeus Award nominiert. Also Stay Tuned!

Fotokredit: Werner Bauer!

Hier die zwei aktuellen Videos: Falsche Helden!


und "In all den Jahren" mit dem großartigen Stimmgewitter Augustin. Auch sehr schön von hinten nach vorne gedreht!